Mondsee, Montag, 7. Dezember 1998:
Irgendwann hatte es sich in Ralphs Schlossbar und unter den Gästen, die ich dort immer wieder angetroffen habe, herumgesprochen, wann ich Geburtstag habe. Daher meinten einige unter jenen Gästen, mit welchen ich an diesem Abend dort an der Bar stand, wir sollten nun, da es längst nach Mitternacht war, auf meinen Geburtstag anstoßen. Doch Ralph meinte, er möchte bei solchen Anlässen nicht immer jener sein, der dabei auch arbeiten müsse, daher meinte er, wir sollten doch dafür einfach das Lokal wechseln. Er würde an diesem Tag, da er ohnedies nicht mehr viele Gäste erwartet hatte, das Lokal einmal etwas früher zusperren und uns danach alle im „K.u.k.“, einer Bar in der Herzog Odilo Straße, einladen und dabei auf meinen Geburtstag anstoßen.
Daher verließen wir, eine Gruppe von circa sechs Leuten, schlagartig das Lokal, Ralph sperrte tatsächlich sein Lokal auch sofort zu, denn zusammenräumen wollte er dann im Anschluss, und wir wechselten in dieses „K.u.k.“. Kaum waren wir dort angekommen, bestellte Ralph auch gleich eine Runde für alle, da es einen Geburtstag zu feiern gäbe.
Doch direkt am Eingang in das Lokal, vom Korridor, an welchem sich die beiden Lokale in diesem Gebäude befinden, stand auch noch eine andere Gruppe. Darunter Eva K. mit ihren Freunden aus Mondsee, sowie ihrer Freundin Angelika P. aus Unterach. Und nachdem sich alle aus unserer Gruppe nun im Lokal eingefunden hatten, jeder mit einem Getränk versorgt war, entdecke ich auch diese Gruppe um Eva K. in diesem Lokal. Sie waren ja auch nicht zu übersehen. Daher hatte sie nicht nur ich entdeckt, sondern auch die meisten der anderen. Jedoch kam ich nicht weiter als sie zu begrüßen, auch Eva K., da ließen alle aus dieser Gruppe ihre Getränke stehen und verließen ohne weitere Worte das Lokal. Dies nicht gerade unauffällig.
Weshalb mich eine Frau aus unserer Gruppe fragte,
„was war das jetzt?“
Ich, selbst deutlich irritiert darüber, wusste nicht recht was ich darauf sagen soll und meinte nur,
„keine Ahnung! – Das geht schon seit einem halben Jahr so!“
Worauf die junge Frau aus unserer Gruppe meinte,
„und ich hätte mir schon gedacht, als ich die gesehen habe, das würde heute noch ein richtig schöner und besonderer Abend werden.“
Sie mir dabei weiter erklärte, ihr wäre zu Ohren gekommen, hier würde etwas zwischen mir und dieser Eva K. im Laufen sein. Weshalb sie sich schon freute, als sie Eva K. und ihre Freunde am Eingang gesehen hatte. Doch dies scheint doch etwas seltsam zu sein.
So blieb mir nichts anderes übrig, als zu erklären, dies würde nun schon seit einem halben Jahr so gehen. Seit einem halben Jahr würde ich selbst immer wieder davon hören, zwischen mir und dieser Eva K. sei etwas im Gange. Doch dies könnte einfach nicht sein. Schließlich hätte ich mittlerweile zu zählen begonnen, wie oft ich sie treffe. Und dies war nun mittlerweile das siebente Mal in einem halben Jahr. Zuvor, vor Juni dieses Jahres, hatte ich bislang noch überhaupt nichts zu tun. Jedoch hätte ich in diesen sieben Treffen bisher lediglich in Summe nicht mehr als eine halbe Stunde mit Eva K. selbst zu tun. Wobei ich dann auch noch jenes Zusammentreffen am Seefest in Unterach im Sommer erwähnte, bei welchem ich bisher am längsten mit ihr zu tun hatte. Dies jedoch auch nicht länger als vielleicht zwanzig Minuten dauerte. Und der Ausgang deutete wohl kaum darauf hin, als würde sich hier jemals etwas ergeben. Daher bin ich immer wieder etwas irritiert darüber, wenn ich mit ihr in Verbindung gebracht werde, denn da gab es bisher keine Verbindung, und dieser Abend deutete wohl auch kaum darauf hin, als würde sich dies ändern.
Als nun meine Gesprächspartnerin meinte, sie hätte darin den Grund erkannt, weshalb sie mich in letzter Zeit so oft in Mondsee angetroffen hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als ihr nun auch dies noch zu erklären. Denn genau das Gegenteil scheint hier eher der Fall zu sein. Denn in Unterach würde es eben sehr viele kleine Grüppchen geben, welche kaum miteinander etwas zu tun haben. Welche zwar dann auch gemeinsam zum Beispiel in Mondsee ausgehen, jedoch kaum untereinander sehr viel miteinander zu tun hätten. Zudem sei es auch sehr schwer, mit jemandem aus einer dieser Grüppchen zu kommunizieren, schon gar nicht, wenn mehrere davon zusammen unterwegs sind. Allerdings würde ich eben zu keinem dieser Grüppchen gehören. Weshalb ich mit denen auch abends nicht unterwegs wäre. Wobei es allerdings schon sehr oft der Fall war, dass ich mich in Unterach, wenn ich jemanden aus einem solchen Grüppchen getroffen hatte, bestens unterhalten konnte. Jedoch, kaum hatte ich es übersehen, war vielleicht nur kurz auf dem WC, da stand ich schon wieder alleine in Unterach da, verlassen von jenem, jener oder jenen, mit welchen ich mich gerade eben noch bestens unterhalten hatte. Weshalb mir eigentlich nichts anderes übriggeblieben war, als dann selbst noch ins Auto zu steigen und wegzufahren – meist dabei eben nach Mondsee. Doch kaum war ich hier angekommen, traf ich jene wieder an, mit welchen ich mich noch kurz zuvor in Unterach bestens unterhalten habe, dann aber regelrecht „stehengelassen“ worden bin. Weshalb ich mir irgendwann angewohnt hatte, eben alleine auszugehen, abends wegzufahren, und dann allerdings mich von jenen Grüppchen auch Unterach, welche ich dann dort antreffen konnte, fernzuhalten. Darin liegt der Grund, weshalb man mich nun in letzter Zeit in Mondsee sehr häufig antreffen konnte, da ich zudem nun auch die meiste Zeit in Unterach verbrinde, da ich eben auch nicht mehr in Salzburg voll beschäftigt bin.
Eva K. und auch Angelika P. ihre Freundin, gehören eben auch zu solch einem Grüppchen. Wobei es sich dabei um ein ganz besonderes Grüppchen handelt. Welches in Unterach zwar hin und wieder anzutreffen wäre, dann jedoch meist nur in der Weinschänke am Hauptplatz. Dort jedoch auch nicht unter allen anderen Gästen, sondern meist abseits an einem eigenen Tisch.
So kommt es eben, dass ich von Eva K. gerade mal vielleicht zwei Kilometer entfernt in diesem Dorf wohne, sie allerdings so gut wie nie zu Gesicht bekomme. Geschweige denn mit ihr in Kontakt treten könnte. Weshalb ich nur mehr verwundert darüber bin, wie es denn nun sein könnte, dass ich nun mit ihr trotzdem in Verbindung gebracht werde. Noch dazu, da es bereits mindestens ein Zusammentreffen, eben an jenem Seefest im Sommer, gegeben hätte, welches gezeigt hätte, dass sich wohl hier niemals etwas daraus entwickelt würde.
Worauf mir meine Gesprächspartnerin erklärte, Eva K. sei hier auch nicht besonders beliebt. Lediglich ihre Freunde, mit welchen sie eben auch im Lokal anwesend war, und noch einige aus den Stammgästen im Lokal, welche ich stets als „Insider“ bezeichnete, würden sich mit ihr vertragen. Der Rest sei froh, wenn er nichts mit ihr zu tun hätte. Worauf ich nun antworten konnte, dass ich mir dies auch sehr gut vorstellen könnte.
Leider war nun auch die Stimmung in unserer Gruppe, welche eigentlich auf meinen Geburtstag anstoßen wollte, im Keller. Daher verließen auch gleich wieder einige daraus das Lokal. Darunter auch Ralph, der uns eigentlich, und nicht nur auf ein Getränk, einladen wollte.
(2022-09-11)