Mondsee, Donnerstag, der 22. Oktober 1998:
Die ganze Zeit über habe ich mich, wenn ich in Mondsee war, über diesen Klaus O. erkundigt. Woher er kommt, wen er so kennt, was er sonst so tut etc. Nicht irgendwie auffällig, aber immer, wenn ich jemanden getroffen habe, bei dem ich annehmen konnte, dass er etwas über ihn weiß, dann habe ich eben etwas nachgefragt. Denn dieses seltsame Verhalten von ihm mir gegenüber, als ich ihn in den beiden Lokalen in der Herzog-Odilo-Straße begegnet war, hat mich richtig irritiert. Konnte ich doch überhaupt nicht verstehen, woher dies rühren könnte. Allerdings hatte ich eben einen verdacht, und der war, dass ich vermutete, irgendjemand aus meinem alten Heimatdorf hätte ihn wohl dazu angestachelt, etwas gegen mich zu unternehmen. Außerdem hatte ich den Eindruck, für ihm schein ich wohl ein rotes Tuch zu sein.
Ich stand gerade am Abend in Ralphs Schlossbar. Im Lokal waren nur wenige Gäste. Es ist eben nun so richtig Herbst geworden. Da ging plötzlich die Tür auf und eben dieser Klaus O. stand plötzlich im Lokal. Er stellte sich gleich neben mich an die Bar. Unterhielt sich etwas mit Ralph. Doch plötzlich fing er an auf mich loszugehen. Völlig ohne Grund! Als hätte er regelrecht darauf gewartet, oder war vielleicht sogar davon ausgegangen, mich nun hier anzutreffen und meinte nun, mich vertreiben zu müssen. Er beschimpfte mich regelrecht, ich würde hier ohnedies nur rumhängen und andere Gäste beleidigen. Als wäre ich ein regelrecht störendes Subjekt, bei dem ohnedies alle froh wären, wenn ich mich endlich verziehen würde.
Eine ganze gute halbe Stunde ging dies so dahin. Dann dachte ich mir, nun gehe ich erst einmal auf das WC, nur um kurz etwas Luft zu schnappen. Wenn er danach immer noch nicht damit aufhört, dann wird es wohl krachen. Denn das hatte ich nun auch nicht wirklich not. Irgendwie habe ich mich auch darüber geärgert, dass Ralph, der dies sehr wohl mitbekommen hatte, nichts dazu gesagt hatte. Dieser tat lediglich so, als hätte er mit seinen Gästen im Lokal so viel zu tun, dass er dabei nichts beitragen könnte.
Also ging ich erst einmal aufs WC. Dabei war man in diesem Lokal ziemlich lange unterwegs. Denn dieses befand sich im Untergeschoß. Allerdings gab es für die drei Lokale im Schloss nur ein einziges WC, weshalb man dabei eigentlich das Lokal verlassen musste.
Als ich danach wieder hoch ins Lokal gekommen bin, sah ich immer noch Klaus O. an der Bar sitzen. Doch nun unterhielt er sich mit Ralph. Wobei ich mir dachte, sobald er nun wieder beginnt, dann krachen wir eben zusammen. Doch kaum komme ich etwas näher, höre ich, wie Ralph meint,
„er hat genug Gäste, die richtig froh sind, wenn sie ihn hier antreffen, sogar wegen ihm kommen, denn mit ihm kann man immer reden und manchmal auch richtig Spaß haben. Daher werde ich sicher nichts tun.“
Das hörte sich für mich nun schon ganz anders an und ich war richtig beruhigt, so etwas zu hören. Denn es konnte dabei nur um mich gehen. Also setzte ich mich wieder an meinen Platz und wartete ab, was nu weiter geschehen würde. Doch da begann Ralph mit mir ein Gespräch, als wäre überhaupt nichts gewesen. Ließ dabei aber nicht nach und es schien, als wollte er sich nun unbedingt mit mir unterhalten. Allerdings in einer ganz angenehmen Art. Klaus O. ließ er dabei einfach links liegen, was dem sichtlich gar nicht passte. Das hatte ich natürlich sofort angenommen und mich mit Ralph ebenfalls unterhalten. Denn darauf hätte ich zuvor schon gewartet und war beinahe schon mehr als enttäuscht, ja sogar schon fast verärgert, dass dies nicht zuvor schon geschehen war.
Das schien diesem Klaus O. nun aber ganz und gar nicht zu passen. Weshalb er einfach zahlte und das Lokal wieder verließ. Vielleicht eine dreiviertel Stunde war er deshalb nun im Lokal gewesen.
Kaum war er weg, tat allerdings Ralph immer noch so, als wäre nun überhaupt nichts gewesen. Aber das wollte ich so nicht einfach hinnehmen und fragte ihm,
„was war das jetzt?“
Es dauerte nun erst eine Weile, bis mir Ralph nun darauf einstieg. Aber ich wollte einfach wissen, was dieser Klaus O. nun hier wollte. Denn gerade deshalb hatte ich mich in den vergangenen Wochen über ihn unterhalten, da ich eben Ende September schon dachte, dieser Klaus O. muss etwas gegen mich haben.
Nun erzählte mir Ralph, ich sollte dies wieder vergessen, denn der würde sich schon wieder beruhigen. Ihm wäre es, als er im Winter 1997 das Lokal eröffnet hatte, auch oft so ergangen, dass er beinahe alleine im Lokal hinter der Bar gestanden wäre. Plötzlich die Tür aufgegangen wäre und er sich schon auf einen Gast gefreut hätte. Doch letztendlich war es nur jemand aus dem Ort, der meinte, ihn regelrecht vertreiben zu müssen. Allerdings hätte er damals auch stets so reagiert, als wäre einfach nichts und hätte weiterhin einfach jeden freundlich empfangen und sich mit ihm unterhalten, auch wenn dieser meinte, er müsste ihm blöd angehen.
So gesehen meinte er, hätte ich auch gut reagiert. Und seine Geschichte dazu glaubte ich ihm auch, denn genau so hatte ich ihn vor gut eineinhalb Jahren kennengelernt. War ich doch zuvor auch hin und wieder in diesem Lokal. Jedoch die beiden, welche zuvor dieses Lokal führten, konnte ich gar nicht ausstehen. Sie waren derart präpotent, nicht auszuhalten. Dabei waren es die Eigentümer des Lokals, die es immer noch waren, es jedoch nun an Ralph verpachtet hatten.
Doch als ich Ralph erzählte, ich sei nur deshalb aufs WC gegangen, um etwas Luft zu schnappen, denn sollte Klaus O, sobald ich wieder zurück bin, immer noch meinen, mich angehen zu müssen, dann hätte es nun richtig gekracht, da ich mir so etwas auch nicht gefallen lassen würde, stieg er mir auf mein Gespräch über Klaus O. richtig ein. Denn ich ergänzte noch, auch wenn ich danach nie wieder dieses Lokal betreten werden, wäre mir dies auch egal. Aber so etwas würde ich mir auch nicht bieten lassen.
Da erzählte mir Ralph, Klaus O. wäre gar nicht der Eigentümer dieses Lokals, sondern lediglich der Barchef, oder wie auch immer dies bei denen bezeichnet werde. Und dies nur widerwillig. Zudem sein er dabei nicht sehr beliebt. Schon gar nicht von den Eigentümern. Denn eigentlich hatte er in diesem Lokal nun nebenbei gearbeitet, da sich dieser mit einem Office-IT-Unternehmen selbstständig machte. Doch da ihn sein Partner, mit welchem er dieses Unternehmen aufgebaut hatte, übers Ohr gehauen hatte und mit allem Geld, angeblich 3,5 Millionen Schillingen, nach Ibiza angehauen sei, würde dieser, für alle, die darüber Bescheid wussten, verbissen seinem Geld hinterher trauern und versuchen, dies wieder wettzumachen, was ihm allerdings so nicht gelingen werde. Nun sei er eben Barchef geworden. Ralph wüsste dies deshalb so genau, da sein Cousin auch in diesem Lokal im Sommer arbeiten würde. Doch als sich die beiden Eigentümer des Lokals die Arbeit im Lokal abgeben wollten, hatte dieser erst darin zu arbeiten begonnen, weshalb es nun eben Klaus O. und nicht sein Cousin Gebhard T. geworden sei. Obwohl es mittlerweile so sei, dass es den Eigentümern lieber wäre, sie würden dies nun tauschen. Daher meinte Ralph, im müsste mir wegen Klaus O. nicht viele Gedanken machen, denn sehr beliebt sei dieser ohnedies nicht. Zudem würde man ihn über das Jahr über kaum irgendwo sehen. Eben weil er nicht besonders beliebt sei. Zudem soll es mit Klaus o. auch noch etwas anderes auf sich haben, aber darüber wüsste er nichts. Darüber möchte auch niemand sprechen. Er selbst schon gar nicht. Wobei dies noch aus jener Zeit stammen soll, als dieser hierhergekommen sei.
Während ich mich Ralph über Klaus O. unterhalten hatte, kam „Denise“ ins Lokal. Eine alleinerziehende Mondseerin mit dänischen Wurzeln, die gelegentlich für Ralph im Lokal aushilfsweise abreitet. Sie hatte noch etwas vom Gespräch mitbekommen und fragte mich daher, wie wir auf Klaus O. zu sprechen kamen. Weshalb ich auch ihr von dessen Auftritt an diesem Abend im Lokal erzählte, aber auch davon, was ich Ende September mit ihm erlebt hatte. Daher erzählte nun auch sie mir, was sie über Klaus O. wisse. Dass er eben als Koch einst Ende der 1980er Jahre in ein Hauben Restaurant am Mondsee hierhergekommen war. Doch als damals diese „Königsbar“ geschlossen hatte, arbeitete er, nachdem dieses „Big Bamboo“ von den beiden Eigentümern aufgebaut wurde, nebenbei dort als Kellner, da dieses Hauben Lokal geschlossen hatte. Daneben wollte er allerdings ein anderes Unternehmen aufbauen, wobei er allerdings mit seinem Partner gescheitert sei und dieser ihn übers Ohr gehauen hatte. Erst danach wurde er, eher widerwillig, vor allem von den beiden Eigentümern, zum Barchef erklärt und setzte sich somit, wie sie meinte, in das gemachte Nest!
Es schien also zu stimmen, was ich bisher über diesen Klaus O. zu hören bekommen hatte. Allerdings beruhigt hatte mich dies nicht gerade. Denn, so schien es für mich, er hätte, in welcher Funktion auch immer in diesem „Big Bamboo“, dort die ideale Bühne dafür, um auf andere, und da schien es, müsste ich mich nun auch dazu zählen, loszugehen. Es hätte mich auch nicht gewundert, wenn er ebenfalls zu den Stammgästen in jenem Etablissement direkt in meinem alten Heimatdorf wäre, in welches auch sonst sehr viele, welche ich mittlerweile aus meinem alten Heimatdorf gegen mich hatte, zählen würde. Für mich hätte auch dies nun bestens gepasst. Zudem hätte es erklärt, wie es zu dessen Aversion gegen mich gekommen sei.
Ich war gespannt, wie oft ich Klaus O. nun in nächster Zeit noch irgendwo antreffen werde.
(2022-10-02)