Unterach, Mondsee, Mittwoch, der 19. August 1998:
Wieder saß ich den ganzen Nachmittag mit meinem Bruder im Büro und leistete dabei meinen „Geschäftsdienst“. Bis Punkt 18 Uhr! Danach verschloss ich die Ladentüre, ging zunächst Radfahren und danach noch eine Runde schwimmen im See. Mein Bruder blieb noch etwas im Büro sitzen.
Am Abend besuchte ich erst gar kein Lokal im Dorf, sondern begab mich sofort gegen zehn Uhr nach Mondsee, um Ralph in seiner Schloss Bar zu besuchen. Schließlich hatte ich ohnedies schon die Hoffnung aufgegeben, „Michi“ noch einmal im Dorf zu treffen und da sie ohnedies auch am Abend höchst wahrscheinlich arbeiten musste, würde ich sie auch erst gar nicht treffen.
So verbrachte ich den Abend in Ralphs Schloss Bar, wo es auch, wieder einmal, ziemlich lustig war, auch wenn dessen Lokal in den Sommermonaten deutlich schlechter besucht war als das Jahr über. Erst um ein Uhr nachts begab ich mich auf den Rückweg in mein altes Heimatdorf, um dort auch die Nacht zu verbringen.
Doch als ich wieder in meinem alten Heimatdorf angekommen war, dabei an „Sigi’s Pub“ vorbeigekommen war, sah ich, dass dort noch eine Menge Leute zu Gast waren. Daher beschloss ich, mein Auto stehen zu lassen und ebenfalls dieses Lokal noch aufzusuchen. Schließlich bestand ja immer noch die Möglichkeit, „Michi“ dort vielleicht doch noch einmal anzutreffen.
Jedoch, es waren zwar noch eine Menge Leute an der Bar versammelt, von „Michi“ fehlte für mich aber immer noch jede Spur. Ich werde sie wohl in diesem Sommer nicht mehr treffen, dachte ich mir.
Dort traf ich allerdings noch meinen Bruder, der scheinbar den Abend dort verbracht hatte. Dabei eröffnete er mir, dass er mit den Arbeitern im Unternehmen vereinbart hätte, ich würde ihnen am folgenden Tag bei unserem größeren Projekt, der Installation einer Sitzheizung in der evangelischen Kirche in Attersee auf der Baustelle helfen. Um sieben Uhr morgens wäre daher morgen, naja eigentlich schon heute, für mich Arbeitsbeginn. Jedoch mittlerweile war es beinahe 2 Uhr morgens geworden. Daher fragte ich ihn, weshalb er mir dies nicht schon nachmittags im Büro sagte, denn dann wäre ich an diesem Abend längst zu Hause und schlafen. Denn so wäre ich den Arbeitern zu Hause in der Früh wohl nicht gerade eine große Hilfe.
Aber mein Bruder meinte, schließlich hätte er auch etwas anderes zu tun und erst nachdem ich mich um 18 Uhr, nachdem ich den Laden verschlossen hatte, mit den Arbeitern vereinbart, dass ich ihnen am folgenden Tag auf der Baustelle helfen sollte. Allerdings glaubte ich ihm das kaum. Denn dies war mehr als ungewöhnlich. Hätte mir doch einer der Arbeiter selbst gesagt, ich sollte ihnen helfen, wären Arbeiten durchzuführen, bei denen ein Mann mehr notwendig wäre. Aber davon war überhaut keine Rede. Zudem telefonierte mein Bruder nur äußerst selten mit einen der Arbeiter, um die Arbeit für den Folgetag einzuteilen, wurde dies doch meist erledigt, wenn diese um fünf Uhr nachmittags in den Feierabend gingen.
Daher dachte ich mir, mein Bruder beginnt nun schön langsam zu spinnen. Zunächst diskutierten wir noch, zwar heftig, aber dann krachten wir richtig aneinander und es kam zu einem richtigen Streit. Noch dazu vor allen Leuten, die noch immer im Lokal waren, was mir erst recht überhaupt nicht passte. Weshalb der streit immer heftiger wurde und ich meinem Bruder erklärte, am Folgetag nicht schon um sieben Uhr mit der Arbeit zu beginnen, sondern erst am Vormittag – schließlich war ich als gewerberechtlicher Geschäftsführer nur geringfügig für 20 Stunden die Woche beschäftigt im Unternehmen und erhielt dafür auch nur das Mindestgehalt – was eigentlich nur für meinen „Geschäftsdienst“, sowie meine freie Mitarbeiterschaft in diesem Ingenieurbüro in Salzburg gedacht war, welche über das Unternehmen abgerechnet wurde – und am Vormittag würde ich dann selbst mit den Arbeitern zu Hause sprechen, ob, wann und wie ich ihnen in den folgenden Tagen, vielleicht schon am Nachmittag, bei der Installation der Sitzbank Heizung in der ev. Kirche in Attersee helfen könnte. Schließlich war mein Bruder auch nicht mein Chef! Und so passte mir dies schon überhaupt nicht, mir spät in der Nacht zu sagen, ich sollte am Morgen, um 7 Uhr zu arbeiten beginnen – noch dazu vor allen Leuten!
Im heftigsten Streit mit meinem Bruder, sodass sogar der Wirt, Siegfried T., schon regelrecht besorgt war, zahlte ich danach und verließ das Lokal.
(2022-08-13)