Unterach, Freitag, der 12. Juni 1998:
Wie so oft in dieser Zeit blieb ich nach meinem Dienst als Verkäufer im Laden unseres kleinen Elektrobetriebes in meinem alten Heimatdorf, um dort am Abend noch die „Schirmbar“ am Hauptplatz zu besuchen. Dort traf ich dann auch gleich wieder meinen Bruder, welcher sich allerdings ziemlich angeregt mit Herbert K. zu unterhielt. Daher wollte ich auch gleich zu ihm gehen. Doch beide begrüßten mich nur kurz, ließen mich regelrecht links liegen und setzten ihr Gespräch fort. Wobei es ziemlich heftig zur Sache gehen schien.
Nun wollte ich auch nicht weiter stören, war doch Herbert K. auch Gemeinderatsmitglied und ich ging davon aus, es könnte dabei ja auch um unser Ansuchen um Umwidmung in deren Gespräch gehen. Daher verfolgte ich auch das Gespräch, als ich nun neben beiden, vielmehr hinter beiden, denn diese „Schirmbar“ war an diesem Abend gut besucht, zu stehen kam. Doch dabei musste ich hören, wie Herbert K. zu meinem Bruder meinte,
„wenn Du den weg bringst, dann wirst Du Bürgermeister in diesem Dorf!“
Und sich dabei auch noch mit dem Kopf zu mir umdrehte. Aber nicht um sicher zu gehen, dass ich dies nicht höre. Sondern um meinem Bruder auch klar zu zeigen, wen er dabei „wegbringen“ sollte. Wobei ich anfangs beinahe etwas erschrocken war, als ich das hörte. Doch dann fand ich es nur amüsant. Denn meinem Bruder traute ich es mittlerweile sogar zu, zu glauben, was ihm Herbert K. da gerade sagte. Wobei es mich auch nicht besonders wunderte, als Herbert K. dies sagte, denn Freunde wären wir beide sicher niemals geworden. Allerdings wunderte mich dabei, weshalb er nur gut eine Woche zuvor seine Tochter Eva scheinbar auf mich aufmerksam machen wollte.
Ich bleib zwar noch eine ganze Weile an dieser „Schirmbar“. Doch stand ich dabei beinahe die gesamte Zeit alleine dort. Als hätte sich plötzlich an mir, oder in meiner Umgebung irgendetwas verändert, weshalb nun niemand mehr mit mir sprechen möchte. Aber solch eine Situation hatte ich in den Jahren zuvor schon öfters. Daher nahm ich es einfach hin, wie es war.
(2021-04-01)