Salzburg, Mittwoch, der 9. Juni 1993:
Wenn es eines gegeben hat, was mich nun richtig verwundert hatte, dann war es eine Bemerkung eines unserer Monteure bei ABB, Josef R., als er an diesem Tag, wie meist vor einem Wochenende oder einem Feiertag ins Büro gekommen war. Er war zu dieser Zeit nicht viel mehr als ein gewöhnlicher Obermonteur, allerdings mit besonderem Stellenwert beim Chef Franz-Josel L., „Peppi“. Denn er war jener Obermonteur, welcher auch wirklich selbst Baustellen betreuen konnte. Ihm war damals ein Projekt im Festspielhaus, dem „Umbau Zwischentrakt“ anvertraut worden. Zudem war er allerdings auch ein Obermonteur, welcher für all die anderen kleinen Aufträge, welche wir damals in Salzburg abwickelten, für die gesamte Montage zuständig erklärt wurde. Daher hatte ich sehr viele kleine Besprechungen am Rand mit ihm, wenn er im Büro erschienen war. Zudem verstand ich mich zu dieser Zeit auch bestens mit ihm.
Daher war es auch nicht ungewöhnlich, als er mich an diesem Tag fragte, ob ich nicht noch mit ihm zum Würstelstand neben dem Betriebsgebäude mitkommen würde, da er dort noch etwas essen wollte. Aber auch mit mir nebenbei noch ein Bier trinken wollte, da er sich mit mir, wie so oft in dieser Zeit, unterhalten wollte.
Doch kaum wollten wir gemeinsam das Büro verlassen, meinte er plötzlich, ich sollte doch alles was ich in meinem Heimatdorf habe, nach Umwidmung unseres Grundstückes verkaufen, mir in Salzburg eine Wohnung nehmen und aus diesem Dorf wegziehen. Dabei lachte er auch noch etwas seltsam. Dabei hatte ich noch kein einziges Wort im Büro über mein Vorhaben in meinem Heimatdorf, gemeinsam mit meinem Bruder, fallen lassen. Allerdings fragte ich ihn auch nicht, woher er denn davon wüsste. Schließlich stammte er ja aus St. Gilgen, dem Nachbardorf meines Heimatdorfes, allerdings im Bundesland Salzburg. Zudem war er, wie er selbst oft genug betonte, in der SPÖ als Parteimitglied aktiv. Daher ging ich einfach davon aus, er hätte eben davon in dessen Heimatdorf über seine politischen Verbindungen erfahren. Schließlich gab es auch genügend Verbindungen zwischen meinem und dessen Heimatdorf. Musste ich doch nur in meinem Heimatdorf über den Zufluss zum Attersee gehen, stand ich schon im Gemeindegebiet von St. Gilgen. Daher dachte ich mir deshalb zunächst überhaupt nichts. Allerdings bekam ich dessen Lachen darüber und die Art, wie er mir dies erzählte, niemals mehr aus den Gedanken. Wobei ich mir damals noch nicht viel dabei dachte. Ganz im Gegenteil. So, wie er meinte, ich sollte alles in meinem Heimatdorf verkaufen, mir damit in Salzburg eine Wohnung kaufen und danach aus meinem alten Heimatdorf wegziehen, wäre mir selbst am liebsten gewesen, hätte ich dies zu dieser Zeit bloß gekonnt.
(2021-04-01)